Warum ein Celestron C9.25?
Dank eines kleinen 90mm Mak wurde die alte Leidenschaft, den nächtlichen Himmel zu erkunden, neu entfacht. Angeregt durch diverse Artikel in Zeitschriften und tollen Seiten im Internet wagte ich mich auch an die Planetenfotografie mittels einer einfachen Webcam. Ermutigt durch diese ersten Ergebnisse und die Reaktionen, die diese in meinem astronomieunbefangenem Umfeld auslösten, war schnell klar: Es muss ein größeres Teleskop her. Nur was für eins? Schwerpunkt sollte die Beobachtung und Fotografie unseres Sonnensystems sein. Aber ein wenig Deep-Sky eventuell auch und natürlich musste ich damit weiterhin mobil sein. Bei meinem Beruf kann ich mir ein stundenlanges Auf- und (vor allem) Abbauen nicht erlauben. Schnell war ich daher bei der Klasse der Schmidt-Cassegrains (SC) angekommen. Aber sowohl in der Literatur als auch bei ersten Beratungsgesprächen mit Teleskophändlern wurden schnell die Nachteile dieses System im Vergleich zu Newtons und APO-Refraktoren aufgezählt. Verunsichert habe ich dann eine ausgiebige Recherche im Internet nach fotografischen Ergebnissen der SCs ausgeführt und siehe da, besonders im englischsprachigen Raum werden diese Teleskope sehr gern und sehr häufig eingesetzt und nicht so kritisch gesehen. Die veröffentlichten Resultate befriedigten zudem meine Ansprüche an ein von Amateuren aufgenommenes Astrofoto.
Um eines klar zu stellen: Die Nachteile der SCs im Vergleich zu anderen Systemen sind natürlich da. Aber sie haben eben auch einen Vorteil: Große Öffnung mit langer Brennweite und eine kompakte Bauweise für relativ wenig Geld.
Bei meiner Recherche sind mir immer wieder die Bildergebnisse des Celestron C9.25 aufgefallen. Gerade bei den Planetenaufnahmen waren sie absolut vergleichbar mit denen der 10“-ACF-SCs und damit deutlich besser als die Ergebnisse der 8“-SCs. Die Gerüchte um das „Wunder-Teleskop“ von Celestron sind zwar alle widerlegt, aber das C9.25 hat durch seinen im Vergleich etwas längeren Tubus unzweifelhaft Vorteile ggü. 8“ und 10“. Bei der Wahl der Montierung habe ich den Geldbeutel entscheiden lassen: Die sicherlich angebrachte CGE war mir als Anfänger einfach zu teuer, die CGEM war noch nicht erschienen. Also fiel die Wahl auf die CAM. Auch hier kamen erneut warnende Stimmen, fotografisch wäre die CAM mit dem C9.25 überlastet. Sie haben (wieder) recht, aber…
Pünktlich zwischen Weihnachten und Neujahr 2009 kam die Lieferung von Teleskop-Service Ransburg an. Alles wurde ausgepackt, zusammengebaut und im Wohnzimmer (trocken) geübt. Die Anleitung hatte ich mir schon vorher aus dem Internet gezogen und auswendig gelernt. „First-Light“ war dann am 02.01.2009 bei gefühlten -20°C (tatsächlich nur -13 °C bei 95% rel. LF). Vorher hatte es schon einen unrühmlichen Versuch gegeben, aber der zählt nicht, da kein sinnvolles Light im Okular ankam:
Erste fotografische Erfolge stellten sich alsbald ein. Mehrfach die abnehmende Venus, der Mond und Uranus halfen mir dabei, mich mit meinem Equipment (Teleskop, Kamera, Adapter und Filter) vertraut zu machen. Die CAM diente mir dabei auch als Träger für mein kleines (aber geliebtes) ETX.
Mit Hilfe einer TS-Parallelbefestigung wurde dann auch das erste wirklich vorzeigbare Deep-Sky-Foto geschossen. Aufgenommen wurde die Andromeda-Galaxie mit meiner (damals noch) unmodifizierten Canon EOS 450D (250mm Objektiv) und dem ETX-OTA als Leitrohr:
Belichtet wurde 10 x 180sec bei ISO 1600 und internem Dunkelbildabzug. Geguided wurde mit der ALCCD5 und dem Programm PHD. Mit Hilfe des Autoguiders wären auch noch längere Belichtungszeiten möglich gewesen (ab 8min waren Nachführfehler zu erkennen), aber aufgrund der Lichtverschmutzung durch den Mond war das nicht sinnvoll. Noch in derselben Nacht wurden die beiden folgenden Aufnahmen durch das C9.25 mit dem Antares Focalreducer (f/6.3) geschossen:
Die Ergebnisse dieser sehr erfolgreichen Nacht zeigen: Deep-Sky ist mit dem C9.25 auf der CAM möglich. Sie zeigen aber auch, dass ich noch dringend Übung mit der elektronischen Bildverarbeitung brauche. Dennoch ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass diese Aufnahmen in der sechsten Beobachtungsnacht nach dem „First-Light“ entstanden und den ersten ernsthaften Deep-Sky-Versuch darstellen.
Ich merkte jedoch bald, dass ich für lichtschwächere (Nebel-)Objekte um einen Umbau meiner Kamera (Austausch des IR-Sperrfilters) wohl nicht herumkommen würde. Gesagt getan. Der Umbau erfolgte über Teleskop-Service Ransburg reibungslos und innerhalb einer Schlechtwetter-Periode. Nur etwa drei Wochen war ich ohne Kamera.
Der erste Einsatz mit der umgebauten Kamera sollte am Pferdekopfnebel im Sternbild Orion erfolgen. Dasselbe Objekt hatte ich auch schon mit der unmodifizierten Kamera abgelichtet und ein wenig berauschendes Resultat erzielt, da sich der Dunkelnebel nicht ausreichend genug vor dem Hintergrund abhob. Das nunmehr erzielte Resultat war deutlich besser:
Allerdings wurde mir bewusst, dass ich selbst bei unserem Kleinstadt-Himmel sinnvoll nicht länger als 150 - 180sec belichten kann. Für lichtschwächere Objekte ist das natürlich nicht ausreichend. Daher wurde noch einmal in das Portemonnaie gegriffen und ein Hutech IDAS LPS P2 2“-Filter mit entsprechenden Adaptionen angeschafft.
Für längere Belichtungszeiten (>120sec) ist bei der CAM ein Autoguider unverzichtbar. Leider stellte sich meine Kombination mit dem ETX90-OTA als Leitrohr als nicht immer ideal heraus. Durch das schlechte Öffnungsverhältnis des Mak von f/13.8 werden für ein erfolgreiches Guiden relativ lichtstarke Leitsterne benötigt. Zudem ist die CAM mit dem C9.25, dem ETX90-OTA als Leitrohr und Kamera doch überfordert. Hier sind mir die Grenzen der preisgünstigen Montierung klar geworden. Das Guiden mit einem Off-Axis-Guider, wie dem Celestron Radialguider, ist eine Alternative, allerdings ist es bei manchen Objekten durchaus kompliziert und unbequem, einen Leitstern zu finden.
Der Ausweg für mich und mein „Low-Budget-Equipment“ ist die Erhöhung der zu überlagernden Bilder. Bei der ersten Aufnahme von M51 wurden 10 x 90sec bei ISO 1600 überlagert:
Eine Nacht später wurden zusätzlich 18 x 150sec belichtet:
Die folgenden Bilder wurden ungeguided durch Überlagerung von 34 Aufnahmen à 120sec:
bzw. 47 Aufnahmen à 60sec aufgenommen:
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass man mit dem C9.25 auf einer CAM mit gewissen Einschränkungen durchaus vorzeigbare Ergebnisse in der Astrofotografie erzielen kann. Natürlich sind diese Bilder nicht mit denen zu vergleichen, die auf entsprechend größeren Konfigurationen (Optik, Montierung) entstanden sind. Diese Systeme kosten allerdings auch deutlich mehr.
Auch das Öffnungsverhältnis des C9.25 von f/10 (bzw. f/6.3 mit einem Reducer) ist für die Aufnahme von Deep-Sky-Objekten alles andere als sinnvoll. Dafür aber umso mehr für die Aufnahme von Planeten:
Das Celestron C9.25 hat sich als sehr gutes Allroundgerät heraus gestellt, dessen Anschaffung ich nicht eine Sekunde bereue. Die CAM besitzt ihre natürlichen Schwächen und wird von mir sicherlich irgendwann einmal durch eine größere Montierung ersetzt. Ihren Preis ist sie aber allemal wert. Man bekommt mit ihr eine Montierung, die einem den Einstieg in die Astrofotografie ermöglicht.